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stochdorphia
Entstehung der Studentenverbindungen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, von der Bursa bis zur modernen Verbindung

Ursprünge im Mittelalter
Die Gesamtheit der Professoren und Studenten an einer Universität wurde, je nach Herkunft, in sogenannte Nationes gegliedert. Bei den frühen Universitäten gab es Wohnungen für Ma­gis­ter (Lehrer) und Scholaren (Schüler); woraus sich Ess- und Lehrgemeinschaften entwickelten; die Bursen. Diese besaßen eine gemeinschaftliche "Lebensunterhaltskasse" (Bursa) und ge­naue Kleidungsvorschriften (aus diesen entwickelte sich später die Couleur).

15. – 17. Jahrhundert
Die Universitäten gerieten immer stärker unter den Einfluss der Landesfürsten, welche sie kontrollierten und finanzierten. Dadurch bildeten sich vermehrt unabhängige Studentenzirkel, die sich, an Anknüpfung bestehender Traditionen, Landsmannschaften oder Nationen und ihre Mitglieder Burschen (abgeleitet von Burse) nannten. Das Prinzip des Lebensbundes existierte noch nicht. Ende des 17. Jahrhunderts verloren diese an Bedeutung, sie wurden durch die Universitäten (bzw. Landesherren) bekämpft, da die Ausbeutung und Misshandlung der Pennäler (Studienanfänger) überhand nahm.

Studentenorden
Innerhalb der an Bedeutung verlierenden Landsmannschaften, entwickelten sich im 18. Jahrhundert Studentenorden. Diese hatten unter anderem die Freimaurerlogen als Vorbild. Kenn­zeich­nend waren ein strenges, internes Re­gle­ment (Constitution), geheime Identitätssymbole (Zirkel) und eine, über die Studienzeit hinausgehende, Mitgliedschaft nach dem Le­bens­bund­prin­zip.

Frühe Corps und Urburschenschaft
Studentenverbindungen, wie im heutigen Sinne, entwickeln sich seit etwa 1800. Die frühen Corps entstanden. Diese übernahmen die Elemente der Studentenorden: straffes Re­gle­ment, Le­bens­bund­prin­zip, etc. Nach den Befreiungskriegen 1815 entstanden aus den Corps die Urburschenschaften. Ihre Idee, die Vereinigung aller deutschen Burschen, gelang nicht.

Um 1850
Im Umfeld politischer Emanzipation des Bürgertums entstand die Progressbewegung, eine liberale Studentenbewegung, die Privilegien der Verbindungen abschaffen und die stu­den­ti­schen Traditionen an die Zeit anpassen wollte. Daraus bildeten sich Turner- und Sängerschaften und neue Landsmannschaften.

20. Jahrhundert
Um 1900 wurden Frauen an Universitäten zugelassen. 1899 wurde schon die erste Damenverbindung gegründet: Verein studierender Frauen Hilaritas Bonn.

Im Dritten Reich wurden studentische Verbindungen verboten. Zwischen 1934-36 lösten sie sich selbst auf oder wurden zwangsaufgelöst, da ihr demokratisches Entscheidungs­prin­zip ge­gen das Führerprinzip verstieß. Der bereits 1926 gegründete Nationalsozialistische Studentenbund (NSDStB) übernahm die Führung in der deutschen Studentenschaft; er or­ga­ni­sier­te seine Mitglieder in Kameradschaften und strebte eine Kasernierung in zu schaffenden Kameradschaftshäusern an. Diese Ziele wurden auf alle Studenten übertragen.

Nach dem Krieg verboten die Alliierten die Verbindungen bzw. Kameradschaften. 1950 wurden studentische Verbindungen offiziell wieder erlaubt. Bis 1950 war der Wider­bele­bungs­pro­zess allerdings schon sehr fortgeschritten; denn bereits ab 1947 gründeten sich die ersten Verbindungen wieder neu.

Mit den linksgerichteten Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen der 1960er-Jahren traten gesellschaftliche Veränderungen an die Oberfläche, die auch die studentischen Ver­bin­dun­gen in den folgenden Jahrzehnten veränderten.

Aktuell wirken sich die Deregionalisierung der Studentenschaft und der Bologna-Prozess auf das Leben in studentischen Bünden aus. Herausforderungen, deren Bewältigung erst in der Zu­kunft historisch einzuordnen sein wird.

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